Sich die Welt erschreiben bedeutet auch, sich selbst wie in einem Koordinatensystem der vielfältigen Möglichkeiten des Mensch-Seins zu verorten. Schreibende beziehen mit ihrem Werk immer Positionen, sei es ästhetisch, philosophisch, kulturell oder politisch. Sie setzen sich an einem Punkt des Koordinatensystems fest, der ihre Werte spiegelt, ihre Ziele definiert und ihnen Antworten auf Sinnfragen gibt. Ob diese Positionierung und das Aneignen bestimmter Welthaltungen immer intentional erfolgt, ob sich Ansichten im Laufe der Zeit in Einsichten wandeln und Änderungen im eigenen Leben, Denken und Schreiben hervorbringen und ob die Reflexion über das geschaffene Werk für das Leben fruchtbar oder eher hinderlich ist, diesen Fragen wird in der Reihe „denken.leben.schreiben.“ im Gespräch mit österreichischen Autor:innen sowie anhand ihres Werks und ihrer Biografie nachgespürt.RENATE WELSH, geboren 1937 in Wien, aufgewachsen in Bad Aussee und Wien, studierte Englisch, Spanisch und Staatswissenschaften; freie Übersetzerin und Mitarbeiterin des British Council, seit 1975 freie Schriftstellerin; zuerst bekannt mit ihren Büchern für Kinder und Jugendliche, später auch für Erwachsene. Deren gemeinsamer Erzählschwerpunkt sind zeitgeschichtliche – und damit verflochten sozial- und lebensgeschichtliche – Themen. Umfangreiches sozialpolitisches Engagement für benachteiligte Menschen und Randgruppen, zahllose Schreibwerkstätten.
Preise und Auszeichnungen, u. a. Österreichischer Würdigungspreis, Deutscher Jugendliteraturpreis, Österreichischer Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur (mehrfach), Theodor-Kramer-Preis und Preis der Stadt Wien für Literatur. Seit 2006 ist sie Präsidentin des Dachverbandes aller österreichischen Autorenvereinigungen, der IG Autorinnen und Autoren.
Zu den bekanntesten ihrer gut 60 Buchpublikationen zählen „Das Vamperl“, 1979; „Johanna“, 1979; „Constanze Mozart. Eine unbedeutende Frau“, 1990; „Disteltage“